Montag, 8. Dezember 2008

coromandel

nach langer durststrecke ohne internet, vor allem aber ohne strom kann ich jetzt mal wieder ein wenig schreiben. Ich sitze gerade im van und höre das meeresrauschen der bay of plenty. wir stehen in mount maunganui für alle intressierten sicher gut bei maps.google.de zu finden.

der ort bzw der strand ist besonders für das einzige künstliche riff in neuseeland bekannt. dementsprechend tummeln sich hier viele surfer in den wellen. ansonsten ist er eher verschlafen und für besser betuchte reserviert. im gegensatz dazu haben wir vorgestern in der nachbarstadt tauranga seit mehr als einer woche wieder etwas städtisches flair schnuppern können. eine mit leuten so gut gefüllte und wirklich attraktive kneipenmeile war schon eine kleine überaschung.

doch lieber erst einmal etwas ausführlicher zu der zeit seit dem letzten eintrag. wir sind wie geplant in richtung der coromandel halbinsel aufgebrochen. dort haben wir die ersten beiden nächte in thames verbracht. eine neckische kleinstadt, als tor zu herrlicher landschaft. Währenddessen haben wir auch glatt mal ein schwimmbad besucht. umgerechnet einen reichlichen euro für eine 90 minuten trainingseinheit unter praller sonne im 25m becken auf privatbahnen, duschen und die möglichkeit alle geräte in dieser zeit mit strom zu versorgen (was nicht plötzlich alles interessant wird). die einzige öffentliche dusche des ortes kostet dabei allein schon das doppelte. einen haken hatte die sache allerdings. das paket hatte so viel sonne inklusive, dass ich mir einen ordentlichen sonnenbrand geholt habe, an dem ich noch einige tage zu knabbern hatte. naja logisch welcher körper erwartet das auch ende november.

jedenfalls ging es danach richtung norden an die spitze der halbinsel zur fletcher bay. die letzten kilometer, reichlich 30, mussten wir dann über schmale schotterpiste zurücklegen. da kommt schon etwas abenteuerfeeling auf, jedoch gewöhnt man sich schnell daran und gewinnt das nötige vertrauen ins auto. inzwischen ist es schon gewohnheit ab und an mal wieder einsam über schotter durch die hügel zu rollen.

landschaftlich war schon der weg einfach gigantisch und die einsamkeit entlang der strecke macht das noch um einiges interessanter. als selbst die schotterpiste ein ende fand übernachteten wir im anblick des pazifiks. leider kam etwas zu früh die quittung für das perfekte wetter der letzten tage und wir mussten die geplante wanderung absagen. stattdessen machte ich auf der runde einen lauf bzw wenn es das gelände so wollte einen flotten spaziergang ;)

ziel der tour sollte ursprüngliche stony bay sein. eine ähnlich verlassene, schöne bucht. die hinstrecke war am meer geplant und zurück etwas mehr durch das hinterland. eigentlich einfach die einzigen wege, die es gab. der erste schreck kam bereits nach wenigen metern, als ich lesen konnte, dass die strecke für 6,5-7h ausgeschrieben war. ich hatte auf 3-4h gehofft und richtete mich so auf eine wendepunktstrecke ein.

die strecke begann hügelig über schafs- und kuhweiden, um dann auf einen schmalen weg durch den feuchten urwald zu wechseln. nachdem ich 25min gerannt war, verriet mir ein schild exakt das gleiche, wie am start, nämlich 3h fußweg bis zur bay. überraschend, wenn man bedenkt, dass ein fußgänger sicher schon 1h unterwegs gewesen wäre. naja ein wenig wollte ich noch laufen und ein aussichtspunkt war mit 90min ausgeschrieben. ein ziel. nach einem harten anstieg wurde die strecke etwa 100m über meer relativ flach und damit konnte ich fast die komplette strecke laufen. ich begann die verschlungenen wege durch die unberührten wälder entlang zu fliegen.

nach weiteren 15min erreichte ich den aussichtspunkt und ein schild, das mir nur noch 90min bis zur bay suggerierte. das ging aber plötzlich schnell. da packte mich der ehrgeiz für das ungewisse und ich rannte noch etwas weiter. ich war zwar etwas warm gekleidet und bei dem schwülen wetter lief ich förmlich aus, aber wasser war doch immer in der nähe.

nach weiteren 15min war ich bereits entzückt in der stony bay. nicht schlecht. kann man sich mal anschauen. ein blick auf die uhr verrät, beeilung! lisa wartet bestimmt, denn ich wollte eigentlich nach einer reichlichen stunde zurück sein. schild angeschaut. beide wege werden hier mit 3,5h beschrieben und der andere ist eine mountainbikeroute. perfekt. was jemand mit dem rad fährt, kann ich auch laufen, denke ich und wähle natürlich den zweiten weg. den anderen kenne ich ja schon…

weiter. im stress vergesse ich natürlich einen schluck zu trinken. was solls da sind schilder mit mountainbikes drauf. an jedem fünften baum. hinterher. nach wenigen metern geht es in den berg. der anstieg wird immer steiler und auf dem feuchten untergrund auch technisch nicht allzu leicht. ich denke mir nur, mit dem mtb würde es schon ganz schön hart sein. der weg wird steiler. noch steiler. er ist ausgewaschen. die schilder werden seltener und verschwinden. zu recht. kaum ein mountainbiker würde hier runter fahren können, geschweige denn nach oben.

ich gehe und renne nun seit 20min bergauf. der puls nicht mehr in der komfortzone. langsam bekomme ich durst. kein schild weit und breit. plötzlich stehen im abstand von ein paar minuten zwei quads am wegesrand, halb im busch und dreck versunken. na super. es geht immer höher. ich hab keine ahnung, ob ich richtig bin. dank des wetters gibt es keine sonne zur orientierung und das meer ist auch nicht zu sehen.

umkehren? dann dauert es richtig lange, denn hier kannst du nicht schneller runter als hoch. also erstmal weiter bis ich vielleicht ein schild treffe.

rein theoretisches kann der weg inzwischen nicht mehr nach oben gehen, denn es gibt keine 1000er hier in der gegend. aber er tut es doch noch. plötzlich ist der wald zu ende. baumgrenze. vor mir taucht ein gipfel auf. ich fürchte, da muss ich drüber, aber immerhin ein ende in sicht…

nach 40min bergauf bin ich oben. nur wo? ringsherum weiß. keine sonne, kein meer. was bleibt ist der weg. ich habe nur das gefühl, dass die richtung ganz ok ist.

endlich abwärts. im laufschritt durch knietiefes gras entlang einer spurrinne. dann taucht im nebel ein schild auf. holz mit schwarzer farbe. die aufschrift: fletcher bay. volltreffer. die neue motivation treibt mich voran. bald die ersten schafe. und motainbikeschilder!? da war seit beginn kein abzweig oder ähnliches. Ich schaue ungläubig. die schilder scheinen sagen zu wollen: eigentlich kannst du mit deinem rad nicht hier oben sein, aber falls, wirklich nur falls, dann kommst du hier entlang runter.

einige meter bergab gelaufen, werde ich dann völlig überrascht. menschen! drei wanderer kommen mir entgegen. mir fällt auf, dass ich sie schon gesehen habe. die einzigen drei menschen, die ich in der gegend überhaupt abseits der straße treffen sollte. zu beginn meines laufes haben sie den anderen weg eingeschlagen und von einer alten hütte ungläubig auf mich herab geblickt. jetzt grüßen sie mich freundlich und lassen mich begleitet von netten worten und anfeuerungen zum streckenrekord in den nebel entschwinden.

nun geht alles schnell. nur die oberschenkel brennen. es ist wahnsinnig steil, aber ich habe glück, dass der weg das „rennen“, was eigentlich eine lange vollbremsung ist, zulässt. da schon die hütte. ich bin überrascht. nun nur noch über die bekannte weide. vor mir tauchen kühe auf. sie flüchten vor mir und sechs rennen mir mindestens 500m auf dem weg voraus. ich fühle mich, wie ein viehtreiber, aber was soll ich tun. wechsel auf de schafsweide. gleiches spiel, nur die sind cleverer und laufen in alle richtungen und nicht nur auf dem weg. letzter anstieg. der ofen ist wirklich aus. bergab. ich sehe dube, genau 2h sind vergangen. vor einer halben stunde habe ich nicht geglaubt, dass ich es vor 2,5h schaffen werde. glück gehabt! die beine brennen.

ich bin fertig und genieße die ersten schlucke aus der flasche…

der lauf sitzt mir dann noch einige tage in den beinen, aber er hat jede menge spaß gemacht, egal wie hart es war. und so habe ich unberührte wege und ecken gesehen, die mir sonst entgangen wären.

am selben tag geht es dann mit dem auto weiter nach whitianga. dort übernachten wir zweimal und erkunden traumhafte strände am nächsten tag. da wir nun endgültig die ostküste erreicht haben, sind es auch endlich weiße sandstrände entgegen den schwarzen der westküste, wie piha zum beispiel.

es geht weiter nach süden und wir erleben die touristenhighlights cathedral cove und hot water beach, aber eben besonders die vielen schaulustigen vermiesen einem ein wenig die tolle natur. extrem war dies am hot water beach, wo durch unterirdisch aufsteigendes wasser heiße quellen am strand zu finden sind. trend ist, sich dabei eine schaufel zu nehmen und ein loch zu buddeln. es entsteht ein eigener warmer pool. das ist schon irgendwie faszinierend, jedoch lagen rund 50 leute im radius von vielleicht zehn metern im schlamm, was einem jegliche lust auf eine eigene badwanne raubt.

die nächse nacht verbrachten wir in tairua, einem sehr schönen und luxuriösen städtchen mit toller aussicht vom ortshügel, wo wir dann zum ersten mal im pazifik ein kleines kühles bad nahmen. zum abschluss der coromandel halbinsel gab es eine wanderung in den broken hills durch eine alte stillgelegte goldmiene. allein der hinmarsch hatte landschaftlich viel zu bieten und auch die höhlenwaderung war spannend. lediglich die geringe deckenhöhe wurde mir zum verhängnis, so dass ich die nächsten tage etwas auf meine wunde schädeldecke acht geben musste. spannend war es natürlich trotzdem. nach etwa 3h setzten wir dann unsere fahrt entlang der ostküste gen süden fort. endstation des tages war waihi beach, wo wir am folgenden tag einen tollen, aber anspruchsvollen lauf in die nächstgelegene bucht machten.

darauf folgend übernachteten wir kurz vor den toren taurangas an einer ruhigen bucht. wir nähten am folgetag das letzte fehlende teil für unsere innenausstattung von dube. und ich sage wir, da selbst ich mal nadel und faden in die hand genommen habe und mich ein wenig von lisa unterrichten lies. nachdem uns ein mann dann einige austern geschenkt hat und wir diverse zubereitungstipps erhielten, brachen wir endgültig nach tauranga auf.

hier begannen wir standesgemäß mit läuferischer erkundung, gefolgt von einem abendmahl aus austern. gut zugegeben ist das etwas geschönt. wir haben sie gekocht und auch probiert, sind jedoch zur entscheidung gekommen, dass wir auf diese delikatesse gerade so verzichten können.

nun sind wir also hier. leider bei ziemlichen miesem wetter. hoffen natürlich auf besseres und werden morgen nach rotorua weiter reisen.

ich hoffe ich kann, wenn ich diesen text online stelle, auch die bilder hochladen. schaut einfach mal nach, vielleicht findet ihr ja ein paar nette eindrücke.

jetzt mach ich endlich mal schluss und wünsche allen, die sich durch den bericht zu diesen schlusszeilen gekämpft haben, eine nicht allzu stressige weihnachtsvorbereitung.

viele grüße…bis zum nächsten text…

3 Kommentare:

voigti hat gesagt…

schön endlich wieder was von euch zu lesen
sehr geile geschichte... kann i mir gut vorstellen... nuja vonnix kommt nix ;-) so bekommtn man laufdruck
vorallem die frauen werden sich über den persönlicheren schreibstil freuen...
euch schönes wetter und das beste :-)

maddin hat gesagt…

Mensch, dass höt sich ja an, als wenn du auf einmal mitten im "Herr der Ringe"-Wald gelandet bist und dich nur so wieder rauskämpfen konntest :-)
Aber es sind sicherlich auch gerade die geschichten, die es für uns so interessant machen. Aber so lange du wieder zurückfindest, ist ja alles gut. Wie ist bei euch eigentlich die weihnachtsstimmung bei kurzer Hose und Sonnenschein?

rudi hat gesagt…

erstmal danke fürs feedback... naja weihnachtsstimmung beschränkt sich eigentlich auf kitsch... vll gibts demnächst dazu ein paar nette fotos oder videos online...naja spästens daheim dann...

freut mich zumindest riesig, dass sogar jmd den langen text liest...da kann ich ja weiter schreiben ;)

machts gut^^